Pressestimmen zum Buch von Florianne Koechlin

„PflanzenPalaver. Belauschte Geheimnisse der botanischen Welt“

Lenos Verlag.
256 Seiten mit Farbfotos
Fr. 34.80



Die leisen Stimmen

Floriane Koechlins «Pflanzenpalaver»

Neue Zürcher Zeitung Nr. 220 - 20/21.09.2008

«Nun weiss ich wohl, dass die Trommel der Zeit nicht zugunsten der leisen Stimmen der Blumen gerührt wird», schrieb Gustav Theodor Fechner im Vorwort seines 1848 erschienenen Buches über das «Seelenleben der Pflanzen». In Florianne Koechlins leisem Büchlein «Pflanzenpalaver» hat der Physiker und Naturphilosoph auch einen kleinen Auftritt. Zumeist aber sind es Lebende, Zeitgenossen, mit denen die Biologin und ausgewiesene Gentech-Kritikerin das Gespräch sucht. Sie sucht es mit Menschen, die etwas von Pflanen verstehen. Und wie sich zeigt, verstehen manche Menschen so viel von Pflanzen, dass man zu sagen versucht ist: Sie verstehen nicht nur etwas von Pflanzen, sie verstehen vielmehr die Pflanzen selbst. Sie erforschen beispielsweise, was Pflanzen «tun», wenn sie von Schädlingen befallen werden; wie sie sich durch die Produktion von Abwehrstoffen schützen, wie sie durch die Ausscheidung von Lockstoffen genau die Nützlinge herbeirufen, die ihnen die Angreifer vom Halse schaffen können, oder wie sie ihresgleichen vor der Gefahr warnen ...

Der Biobauer im österreichischen Tauerngebirge, der auf Biosemiotik spezialisierte Sprachwissenschafter in Salzburg, der Zellbiologe und der Elektrophysiologe in Bonn, der Philosoph in Essen, der indische Sanskrit-Gelehrte, ein mit «Hellfühligkeit» gesegneter Anthroposoph, aber auch eine erfolgreiche Molekularbiologin und Gentech-Befürworterin geben Florianne Koechlin Auskunft. Immer wieder stellt sie die Frage nach der Empfindungsfähigkeit jener Lebewesen, die mit Tieren und Menschen die gleichen evolutionären «Wurzeln» haben. Wenige Gefragte wehren entschieden ab oder bejahen unumwunden; das vorsichtige Tasten überwiegt. Auch die Autorin selbst – sie bekennt sich als Agnostikerin und hält auf Abstand zu jedweder Esoterik – würde nicht so weit gehen wie Fechner seinerzeit, der das gesamte Universum für beseelt hielt. Koechlin lässt es offen, ob Pflanzen schmerzempfindlich sein könnten: «Wir wissen es schlicht nicht.» – Es nicht zu wissen, heisse aber eben, dass auch die Behauptung, Pflanzen seien empfindungslos, nicht haltbar sei.

Dass auch Nichtwissen verpflichten kann, gehört zu den Grundsätzen, auf die die «Rheinauer Thesen zu Rechten von Pflanzen» sich stützen, die in dem Buch dokumentiert sind. Diese Thesen operieren nicht mit dem vieldeutigen und umstrittenen Begriff einer «Würde der Kreatur», dem unlängst im Blick auf die Pflanzen die Eidgenössische Ethikkommission für die Biotechnologie im Ausserhumanbereich einen Sinn abzugewinnen versuchte. Florianne Koechlin gehört diesem Gremium an; und auch sie tat sich, wie sie verrät, schwer mit dem Würdebegriff. Obleich die «Rheinauer Thesen» nicht von der Würde der Pflanzen sprechen, erkennen sie Pflanzen aber doch ein «Eigensein» zu, das es zu respektieren gelte – auch (und gerade) dann, wenn wir uns von ihnen ernähren.

Die «Anspruchsrechte», von denen die Rede ist, werden den Pflanzen freilich nur «zugestanden»; und ihre Geltung erstrecke sich nur so weit, wie «sie im menschlichen Handeln beachtet (...) werden können». Denn, so der Nachsatz in römischrechtlichem Geiste, niemand könne über sein Vermögen hinaus zu etwas verpflichtet werden. – Den handelnden Menschen kann man nicht zu allem verpflichten, dem denkenden aber darf man durchaus mehr zumuten, als er zunächst verstehen kann.

Uwe Justus Wenzel


 
Schweizer Famile 27/2009 - 4 Seiten, 1.14 MB
 
Basler Zeitung, 20.2.2009 - 3 Seiten, 1.1 MB
 
Universum Magazin, Sept. 2008 – 1 Seite, 372 KB
 
Berner Zeitung, 2.9.2008 – 1 Seite, 752 KB