Neues Buch – Herausgeberin: Florianne Koechlin

Jenseits der Blattränder. Eine Annäherung an Pflanzen

Was und wer ist die Pflanze? Seit Jahren beschäftigen wir uns mit dieser Frage. Entstanden ist eine Sammlung von Fragmenten, die nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern auch persönliche Erfahrungen und philosophische Reflexionen wiedergeben.

Das Buch erzählt von Eigenheiten der Pflanzen »jenseits der Blattränder« und ihren Kommunikationskünsten. Ebenso von ihren Beziehungsnetzen, die sie mit anderen Lebewesen und uns Menschen knüpfen.

So erfahren wir, wie Pflanzen mit Duftstoffen kommunizieren; ihr chemisches Vokabular umfasst um die 3000 Vokabeln. Andere Fragmente erzählen davon, dass das Wurzelsystem einer vier Monate alten Roggenpflanze vier Kilometer pro Stunde wächst und wie es mit Pilzfäden ein dichtes unterirdisches Netz bildet, über das die Pflanze zusätzlich Nährstoffe und Wasser bezieht. Ein Beitrag berichtet aus neuester Forschung: Pflanzen erinnern sich an vergangene Ereignisse – und vererben diese Erinnerungen sogar an ihren Nachwuchs.

So können Tomaten, die einmal von Raupen angefressen wurden, sich beim zweiten Mal viel besser wehren. Und auch deren Nachkommen wehren sich besser gegen Frassfeinde – sie haben die Erinnerungen an den Raupenangriff von ihren Eltern geerbt.

Und überall stossen wir auf frappierende Beziehungen zwischen Menschen und Pflanzen: Es wird beschrieben, wie Form, Farbe und Geschmack der Zitrone auf eine harmonisierende Wirkung schliessen lassen. Oder wie die Blacke, die als eines der schlimmsten »Unkräuter« bekämpft wird, früher als Gemüse sehr geschätzt wurde. Heute verwenden sie Pioniere des Biolandbaus, um verdichtete und überdüngte Böden wieder fruchtbar zu machen. Eine Nutzpflanze wird Unkraut wird wieder Nutzpflanze – oder wie sich Abhängigkeiten zwischen Pflanzen und Menschen ständig ändern.

Pflanzen sind also keine passiven und isolierten Objekte. Sie sind Subjekte im grossen Beziehungsgeflecht der Natur, in das auch wir eingebunden sind. Da stellt sich die Frage unserer Verantwortung ihnen gegenüber neu.


Herausgeberin

Florianne Koechlin


Mit Beiträgen von

Daniel Ammann, Chemiker; 1987–2013 Privatdozent ETH Zürich, bis 2012 Geschäftsleiter der SAG (Schweiz. Arbeitsgruppe Gentechnologie), eigene Beratungsfirma. Zürich

Denise Battaglia, Journalistin, Mitarbeiterin des Instituts Dialog Ethik. Koautorin von Mozart und die List der Hirse, Mitherausgeberin des Buches Gutes Leben – gutes Sterben. Zürich

Gertrud Fassbind, Ernährungsberaterin, Inhaberin der Firma ESS- KUNST. Baden

Bastiaan Frich, Permakultur-Experte, Mitbegründer von Urban Agriculture Netz Basel, Biologe. Basel

Thomas Gröbly, Ethiker, Landwirt und Theologe, Inhaber des Ethik-Labors, Mitautor von Hat die Wirtschaft ein Gewissen? Baden

Florianne Koechlin, Biologin und Autorin, u.a. von Zellgeflüster, PflanzenPalaver, und, zusammen mit Denise Battaglia, Mozart und die List der Hirse. Münchenstein (BL)

Martin Ott, Landwirt, Geschäftsführer des Vereins GenAu Rheinau, Stiftungsratspräsident des Forschungsinstituts FIBL in Frick, Autor von Kühe verstehen. Rheinau

Beat Sitter-Liver, bis 2006 Prof. für praktische Philosophie an der Universität Freiburg, Lehre an verschiedenen Universitäten. Bern

Beatrix Sitter-Liver, bildende Künstlerin. Werkserien zum Thema Leben – vom Nervengeflecht bis zu den Galaxien. Bern

Patrik Tschudin, Geologie- und Geophysikstudium an der Universität Basel. Bis 2012 Wissenschaftsjournalist bei Schweizer Radio DRS. Basel

Andres Wiemken, Prof.em. für Botanik, Universität Basel. Hauptinteressen: Pflanzen-Mikroorganismen-Beziehungen, Agroökologie. Basel